Was bewegt die Menschen im Kosovo zu einer Flucht? Wer könnte das besser wissen als Präsidentin Atifete Jahjaga, die nach Informationen des ZDF jüngst einige Wochen durch ihr Land gereist ist, um der Bevölkerung Perspektiven aufzuzeigen.
Jahjaga ist am Freitagmorgen für ein kurzes Interview im “Morgenmagazin” zugeschaltet: “In der Tat”, erwidert sie auf die Frage nach den Beweggründen für die Massenflucht ihrer Bürger, “seit Ende des Krieges hat der Kosovo entscheidende Fortschritte erzielt.” Kurz darauf ist klar, dass die Präsidentin offenbar nicht bereit ist, sich auf ein Frage-und-Antwort-Spiel einzulassen. Sie redet worüber sie möchte, und es ist schwer, ihren Ausführungen zu folgen.
Die jungen Leute hätten ein Gefühl von Stagnation im Land, erklärt sie. In einem Land, das so jung sei, so lebendig, so leidenschaftlich, gebe es sehr viel Ungeduld. Insbesondere wenn es im Umfeld so tolle Beispiele erfolgreicher Gelehrter, Popstars und Fußballspieler gebe.
50.000 bis 80.000 Menschen aus dem Kosovo hätten bisher Asyl in Mitteleuropa beantragt – nach Schätzungen des Landes selbst, hieß es im Beitrag vorab. Hauptgrund sei “bittere Armut”. Die Arbeitslosenquote liege bei 45 Prozent. Investoren hielten sich aufgrund der schwierigen Rechtssituation und vorherrschender Korruption zurück.
“Morgenmagazin”-Moderatorin Anja Heyde versucht einzugreifen, kritisch nachzufragen. Doch “Frau Jahjaga” fährt stoisch fort. Sie spricht unverständlich von internationalen und nationalen Gründen für die schlechte Situation des Landes. Investoren fehlten, kriminelle Verflechtungen gebe es. Man versuche dagegenzuwirken. Ja.
Immer noch kein Durchdringen. Jahjaga spricht unbeirrt weiter.
“Ja! Aber”, versucht es Moderatorin Heyde. Und, endlich, nach sieben Versuchen lässt sich die Präsidentin unterbrechen. Wo denn die Milliardenhilfen der EU seit 1999 hinflössen, will die Moderatorin wissen.
“Richtig”, erklärt die Präsidentin, “seit 16 Jahren hat der Kosovo die schreckliche Kriegssituation überwunden, mit dramatischen Konsequenzen.” Im Folgenden geht es um Visaliberalisierung, den Entwicklungsprozess des Landes, fehlende Chancen und Reisefreiheit. Es geht um Jugendliche in Spanien und Polen, illegale Immigration.
Am Ende bleibt der sichtlich verwirrten Moderatorin des ZDF-“Morgenmagazins” nach zähen sechseinhalb Minuten nur ein “Vielen Dank für Ihre Einschätzung”. Präsidentin Jahjaga spricht weiter, bis das Signal erlischt. Wovon, ist nicht zu verstehen.
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